Monday, June 8, 2009

Berührungspunkt


Auf der Suche nach einem bessern Verständnis seiner Medizinphysik begegnet der Nachdiplomstudent in Psychofonie einem erfahrenen Kopfwehspezialisten. Die beiden hatten schon vor Jahren ein Problem mit einem neuen Messgerät für Aktionspotentiale gemeinsam gelöst und verstanden sich von da her nicht schlecht. Der Neurologe weiss die Kompetenz und Zuverlässigkeit des Medizinphysikers zu schätzen, der ihm in einer mehrstündigen Fernoperation über Nacht ein Computerprogramm wiederhergestellt hatte. Wäre dies nicht gelungen, hätte der Neurologe, der in jener Nacht unruhig schlief, frühmorgens eine Reihe von Patiententerminen absagen müssen, was ihm die Vorstadtklientel da und dort übelgenommen hätte. Schon während seines Studiums frönte der Medizinphysiker seiner beruflichen Leidenschaft, er baute medizinische Geräte, um in den Biosignalen versteckte Informationen darstellen zu können. Er gründete zu diesem Zweck eine eigene Firma, als seine Kollegen am Institut noch Doktorgrade anstrebten. Infolgedessen geniesst er heute die Ungebundenheit, fühlt aber den Stachel fehlender akademischer Würde, was ihn umso stärker an die medizinische Wissenschaft bindet. So umkreist und umkreist er die tollen Ergebnisse seiner Neurocomputer und seiner Kopfschmerz-Neurotherapie mit wissenschaftlichen Überlegungen und Narrenfreiheit, stellt Hypothesen auf, testet diese im Feldversuch, studiert die Geschichte der Neurophysiologie und findet, dass sich die hiesige Neurologie nicht angemessen entwickelte in Bezug auf die Vorgänge im Zwischenhirn und die von dort gesteuerten vegetativen Funktionen, trotz des Zürcher Nobelpreises anno 1949. Die Zwischenzeit wurde für adäquate Forschung definitiv zu wenig genutzt. Nicht zuletzt wegen der Shareholder entwickelte sie sich einseitig pharmakologisch. Sonst wäre heute viel mehr Verständnis vorhanden für die Psychofonie.

In dieser Zirkumambulation der brachliegenden vegetativen Medizin stiess der Student auf eine Arbeit über MUK des Kopfwehspezialisten. "Durch Medikamenten-Überkonsum verursachte Kopfschmerzen (MUK) kommen bei rund 1% der Gesamtbevölkerung vor", liess dieser verlauten und setzte hinzu, "mit einer starken Zunahme der Prävalenz in den kommenden Jahren (heute) ist insbesondere bei Jugendlichen zu rechnen... Therapie der Wahl ist der Entzug des verursachenden Medikaments." Diese Paradoxie hatte den Nachdiplomstudenten in Psychofonie schon immer schwer irritiert, die Medizin gibt die Medikamente, die sie später wieder entziehen muss. Ist es der Wissenschaft und Weisheit letzter Schluss, so zu (be-)handeln? Offenbar schon, denn die offiziellen Richtlinien der Kopfwehtherapie lassen sich genau so lesen. Frei denkende Forscher, etwa der grosse Migränekenner Oliver Sacks, bezeichnet dieses Vorgehen als «irrwitzige Polypharmazie»[1]. Man muss wissen, dass des Medizinphysikers liebstes Kind die Psychofonie ist, die unter anderem selbst ein wirksames Migränemittel ist, und erst noch eines, das sich vom EEG und damit von der funktionellen Organisation des Zwischenhirns herleitet. Die Veröffentlichung über MUK ist dem Medizinphysiker deshalb wie ein ermutigender Fingerzeig vorgekommen. Wagte hier ein Kopfwehspezialist seinen Kollegen die Stirn zu bieten? Deshalb schrieb der Medizinphysiker eine E-Mail und sprach den Kopfwehspezialisten auf den neuen Berührungspunkt an. Die Antwort kam, aber anders als erwartet (Antwortmail hier gekürzt):

„... Ich kann mit der Psychophonie sehr wenig anfangen. Für mich ist es eine zwar in gewissen Fällen wirksame Methode gegen Kopfschmerzen. ... Entspannen können sich Kopfwehpatienten, indem sie sich während derselben Zeit ansprechende beruhigende Musik anhören. Das hilft genauso gut wie Psychophonie!

Da bei Schmerzen derjenige Recht hat, welcher sie bessert oder gar beseitigt, lasse ich Sie und ihre Patienten im Glauben, die Psychofonie sei besser, Hauptsache sie hilft!"

Heiterer Blitz und Donnerschlag! durchfuhr es den kreativen Gerätebauer. Und das in einer Zeit, in der 70% der Bürger für mehr Komplementärmedizin einstehen. Nicht nur darin, dass man Psychofonie mit «ph» zu schreiben hat (damit man sie mit der Gesangstherapie in Frankreich verwechselt), man lässt uns und «unsere» Patienten «im Glauben», die Psychofonie sei besser. Statt unsere sorgfältigen Studien erst zu nehmen, tut man sie mit Ausrufezeichen als Pseudowissenschaft ab. Sind denn «unsere» Patienten nicht auch ihre Patienten? Sind denn nicht die meisten dieser Patienten schulmedizinisch austherapiert und von der Polypharmazie enttäuscht, viele schwer geschädigt, entzugsbedürftig, miserabel eingestellt, hilflos im Regen stehen gelassen? Wie deckt sich eine solche Abfuhr mit der vom Professor drei Jahre früher publizierten Sorge wegen «einer starken Zunahme der MUK-Prävalenz in den kommenden Jahren». Dreimal täglich 10 Minuten beruhigende Musik zu hören helfe genauso... Wie entwickelte sich die MUK-Krankeitshäufigkeit «insbesondere bei Jugendlichen», die täglich stundenlang Musikhören? Sind unsere Studien nur Tam-Tam? Dabei wurde randomisiert und doppelblind und multizentrisch[2] schon nachgewiesen, dass bereits eine Psychofonie nach patienteneigenem EEG statistisch signifikant besser wirkt im Vergleich zu Musik mit Klangfolgen, die ununterscheidbar gleich klingen. Wären die MUK-Betroffenen nicht schon von sich aus auf diese Möglichkeit gekommen, hätten sie sich nicht selbst mit Musik aus dem Elend geholfen, wenn das mit Musik funktionieren würde? Warum hat nicht jeder Neurologe eine musikalische Apotheke in seiner Praxis, wenn beruhigende Musik doch genauso hilft? Gibt es nicht Menschen, die mit aufreizenden Techno-Beats ihre Verspannungen lösen? Haben die Neurologen denn kein Verständnis dafür, dass bei der Kopfschmerz-Beseitigung mit Psychofonie eine vegetative Konditionierung stattfinden könnte, die wie bei der Dressur von Säugetieren 4 Monate braucht, bis sie sich verfestigt, während die Entspannungswirkung schon sofort nach Psychofonie-Therapiebeginn spürbar ist. - Solche Gedanken fuhren dem Medizinphysiker durch den Geist.

Sind die Migräneärzte nach vielen Jahren Ausbildung und Praxiserfahrung nicht einfach blind für das enorme Placebo-Potential des EEGs, das in der Psychofonie über das Gehör regularisierend wirkt? A priori bodigen sie folglich die Psychofoniemethode, «weil nicht sein kann, was nicht sein darf». Betroffenen Patienten indessen leuchtet ein solcher Zusammenhang oft unmittelbar ein. Selbst wenn aus heutiger Sicht der neurophysiologische Regelkreis über das vertonte EEG noch schwer verstanden werden kann – auch wenn die Black-Box der Umwandlung in Klänge geöffnet würde[3] – so liegt es doch auf der Hand, dass kein Biosignal so nah am subjektiven Erleben haftet und alle Beeinträchtigung durch Leiden und Schmerzen, aber auch die Selbstvergessenheit des gesunden Wohlbefindens so direkt und sekundenschnell auszudrücken vermag, wie das EEG. Das EEG ist das einzig messbare Abbild meines momentanen Befindens, das durch das vegetative System erzeugt wird in meinem innersten personalen Kern. Das EEG, in Musiknoten ausgedrückt, ist deshalb ein ideales Medium einer Selbstbegegnung, was zumindest einen heilenden Placebo-Effekt im besten Sinne wieder und wieder anstossen kann. Jeder Patient darf und soll wissen, dass in der Psychofonie sein ureigenes EEG dargereicht wird, ein Abbild von damals, als er und sie in einem bestmöglichen Zustand waren.

Das wirkt! Was nachgewiesen wurde! Nach 10 Jahren Psychofonie-Forschung gibt es keinen Grund mehr, diese Resultate zu verachten und die Wirkung kleinzureden. Es ist längst Fakt, man muss keinen Glauben bemühen. Wohl braucht es aber etwas weniger Voreingenommenkeit, dafür mehr Wertschätzung für das Elektroenzephalogramm, in welchem u.a. Petsche, Lehmann und Protesenkonstrukteure längst einen Ausdruck höherer und höchster Hirnfunktionen nachgewiesen haben.
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[1] Begriff in Anlehnung an James Lance, President of the International Headache Society 1987-89 und Preisträger der American Association for the Study of Headache. Es hat 50 Jahre gebraucht, bis die Neurologie anerkannte, dass die im Tierversuch gefundene Spreading-Depression oder kortikale Streudepolarisierung dasselbe wie eine Migräne-Aura ist, dass mit anderen Worten Tiere auch Migräne haben.
[2] Trinka E, Unterrainer J, Luthringshausen G, Iglseder B, Ladurner G, Loew T, Trzopek HG. An Auditory Electrophysiological Intervention in Migraine: A Randomized Placebo Controlled Add On Trial. J Neurotherapy 2002;6(2):21-30
[3] Das Verfahren der Psychofonie-Tonumwandlung wurde eigentlich in der oben erwähnten Doppelblind-Studie schon recht genau beschrieben. Hier ist dieser Text:



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