Sunday, September 28, 2008

Rumba Clave


Rumba Clave[i]

1'+2+'3+4+'1+2'+3'+4+... Im Videoportal YouTube[ii] bieten sich tolle Hilfen an, um neue Fertigkeiten zu erlernen. Nichts ist besser geeignet, einen ungewohnten Bewegungsablauf zu verstehen, als das Medium Film. In YouTube.com kommen Videoclips jeder Art per Stichworteingabe auf den Bildschirm. So führt „Rumba“ zu Schlagzeug- und Tanzdarbietungen im Latino-Stil. Wer etwas genauer hinschaut, sortiert eigentliche Kurslektionen aus. YouTube wird von professionellen Schulen als Schaufenster benützt. Rhythmische Figuren werden am Schlagzeug didaktisch aufgebaut, was leicht aussieht und zum Nachspielen einlädt.[iii] Sie erweisen sich aber als harte Brocken, wenn man nicht selber Afro-Kubaner ist.[iv]

Bunte Bilder wie Wirtshausschilder in einer belebten Gasse führen zu Eingangstüren, man klickt und steht mitten drin in einem richtigen Schlaraffenland für Lernbegierige. Musiknoten, Klatschmuster, Snare- und Bass-Drum, Becken- und Hithat-Schläge werden einzeln demonstriert und im Zusammenspiel gezeigt. Bis es endlich klappt, vergehen Stunden, Tage. Ähnlich verhält es sich mit den Rumba-Tanzfiguren.[v]

Die Neurowissenschaften wissen, dass in jedem Lebensalter, zumal bei Senioren, Neues geübt und erlernt werden kann. Das Hirn bleibt plastisch. Durch beharrliches Üben bilden sich Unmengen neuer Verbindungen. Der Zürcher-Professor Jäncke hat diese Wachstumsvorgänge im Hirn genau vermessen.[vi] Oliver Sacks beschreibt in seinem neuesten Buch wie die einzigartige Kraft von Rhythmus und Musik das Gehirn in komplexer Weise nachhaltig verändert. [vii]

Man kann es auf dem Schlagzeug hören und in den Beinen fühlen, wenn es soweit ist. Ist man erst mal im Flow oder Groove[viii], macht es riesig Spass. Man fühlt sich jung und gut, wenn man über Nacht zum Latino-Tänzer und -Drummer wird. Das Internet ist ein vitaler Jungbrunnen für Körper und Geist. 1'+2+'3+4+'1+2'+3'+4+... gibt neuen Schwung. Rumba, Samba, Tango, Cha-cha-cha, echte lateinamerikanische Lebensfreude ist erreichbar dem, der klickt.
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[i] Die Clave (span. (Noten-)Schlüssel) ist das Rückgrat der Latin-Music. Es ist eine rhythmisches Muster von 5 Schlägen, welches in Varianten auf den Claves (zwei Holzstäben) gespielt wird. Das obige Muster bezeichnet die Rumba Clave, die ich auf dem Schlagzeug eingeübt habe → Clave bei Wikipedia und http://rumbaclave.blogspot.com und www.formedia.ca/rhythms/1clave.html
[ii] www.youtube.com
[iii] http://www.youtube.com/watch?v=MdofVXugy1g&fmt=18
[iv] http://www.kaisers-online.de/tanzen/index.htm zeigt eine andere Art animierter Einführung der Grundschritte im Paartanz, nämlich durch trickfilmartig bewegte Fussabdrücke. Hierbei geht allerdings die Körperhaltung verloren, die auch sehr wichtig ist.
[v] www.youtube.com/watch?v=mOgHz8utNc8 oder rumba, dann dance, dann Auswahl; siehe auch Fred Astaire Dance lessons
[vi] www.brainmusic.org/EducationalActivitiesFolder/Munte_plasticity2002.pdf The musician’s brain as a model of neuroplasticity. In Nature Reviews Neuroscience, Volume 3, June 2002, p.473-478
[vii] Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. Über Musik und das Gehirn. Rowohlt 2008, 398 S.
[viii] Schlagen Sie auch diese Wörter bei Wikipedia nach, es lohnt sich.

Sunday, April 20, 2008

Heute etwas Schubert gehört


Heute etwas Schubert gehört, aus seiner Klaviermusik zu vier Händen, vorzüglich verbunden mit einem Nickerchen an einem Sonntagnachmittag. Warum werde ich durch das Hören dieser wunderbaren Musik immer in ein grünes Land entführt? Sie ist mein Inbegriff einer längst vergangenen ländlichen Idylle, wie wir sie einst im unteren Sittertal erlebten, an einem verschlafenen Juninachmittag in der Gesellschaft summender Insekten. Die nächste lärmende Strasse liegt unhörbar hinter bewaldeten Kuppen. Auf einem Flurweg zieht noch ein Pferd den Wagen, sonst ist da kein Laut. Träg und breit mäandert der Fluss in dreiviertel Schleifen durch Auen und verlorene Wälder. Weit und breit kein Haus, kein Mensch und kaum ein Wanderweg. Solche Idyllen gibt es noch, auch in der Schweiz, aber man muss sie entdecken. Zu Schuberts Zeiten mögen sie in der Landschaft rund um Wien normal gewesen sein. Als ich damals, jung verheiratet, mit meiner Allerliebsten dem Fluss entlangging, spürte ich es auch: Eine Welt schimmernd in Wehmut über eine längst verlorene Einsamkeit, die man, wie ein Glücksrausch, nur für einen Augenblick geniessen darf. Ein verklärter Augenblick, wo alles stimmt, wo nichts die sinnliche Tiefe zerreisst, wo das Pendel stille steht, wo ein fernes Lied von nirgendwo heranklingt und die Seele fortträgt «als flöge sie nach Haus».

Synästhesie zu Schuberts Musik, mit Augen, Ohren, Geruch und mit dem ganzen Gemüt.