Monday, August 3, 2020

Einführung in das neue Psychofonie-Buch Höre den grossen Gesang in Dir



Im Sommer 2020 ist das neue Psychofonie-Buch erschienen. Es umfasst 200 Seiten und erklärt die Psychofonie-Methode und ihre Anwendungen grundlegend und leicht fasslich. Besonders eindrücklich sind die vielen Fallbeispiele aus unserer nun 25-jährigen Erfahrung mit Psychofonie. Sie zeigen authentisch, wie sehr Psychofonie den NutzerInnen helfen konnte, ihre Leiden zu überwinden und im Leben wieder Tritt zu fassen. Wer sich kurz und bündig orientieren möchte, dem sei hier mein Buchvernissage-Vortrag dazu empfohlen. In einer Stunde kannst Du erfahren, wie traditionsreich und tief verankert in unserer westlichen Kultur und Forschung diese wunderbare Heilmethode ist. 





Monday, August 22, 2016

Ur-Geräusch - unerhört !

Schon die alten Hochkulturen wussten: Du bist Musik! Uns Heutigen hat es der grosse Hörphilosoph Joachim-Ernst Berendt in vielen Büchern klar gemacht: Hören heilt. Auch die Neurowissenschaft ist jüngst darauf gekommen: Du hast Musik im Kopf. Es gibt nichts, das aus Dir herauskommt, wofür in Dir nicht ein Rhythmus eingestellt wird. Keine Bewegung, keine Äußerung, keine Emotion von Dir geschieht ohne einen spezifischen begleitenden Takt mitten in Deinem Gehirn.

Wir schreiben Dir groß, um zu betonen, dass es hier um etwas ganz Großes geht: um Dich.

Was ist denn so mächtig in Dir, dass Du es geflissentlich übersiehst? Es sind 100 000 000 000 Neurone in deinem Kopf, die untereinander billionenfach verschaltet sind. Diese unvorstellbare Zahl ist mit der Milchstrasse vergleichbar. In klaren Nächten auf den Bergen sehen wir einen kleinen Ausschnitt davon, einen Teil einer Speiche des gigantischen Wirbelrades, das unsere Galaxis ist. Selbst dieser Einblick ist überwältigend, denn Milliarden Sterne verschwimmen zu einem blass leuchtenden, unendlich fein gewobenen Band, in dem nur die näher gelegenen Sonnen einzeln erkennbar hervortreten.








Was ist denn so fern, dass Du es niemals ganz erkennst? Es ist das Universum, von dem Du nur ein winziges Staubkorn bist. Was ist denn so nah, dass Du es niemals umfassend erkennst? Es ist dein Gehirn, das ebenso komplex wie unsere Galaxis ist. Es liegt Dir so nah, dass du es niemals durchschaust, ja, dass Du dich dabei verlierst. Es ist Du selbst. Du bist Dein Gehirn.

Was wir davon erleben, ist der dünne, aber unablässige Strom unseres Bewusstseins, der die Abfolge der meist kleinen, manchmal grösseren, selten überwältigenden Wahrnehmungen, Erlebnisse, Sternstunden bildet. Im Schlaf setzt es sich zeitweise in Träumen fort. Wir können unser Bewusstsein passiv erleben sowie aktiv steuern, gestalten und beschreiben. Aber wir können niemals direkt erleben, was unsere Nächsten erfahren. Deine Nächsten erleben von Dir getrennt ihren eigenen Film. Wenn zwei oder drei beieinder sind, so sind zwei oder drei Parallelwelten beieinander. Die können sich zwar austauschen, in Mimik, Gestik, Sprache, aber es gibt immer die schmerzlich spürbaren Differenzen. Jedes erlebt es anders, was ihm sein je eigenes Gehirn zuspielt.

Sie können zusammen aber auch Musik machen. Und dabei kann etwas Einzigartiges geschehen: Sie geraten zuweilen in ein gemeinschaftliches Erlebnis, eine Art von Trance oder Flow. Es herrscht, so lange die Musik fortdauert, im besten Fall eine weitgehende Übereinstimmung der sonst getrennten Erlebniswelten, es herrscht eine harmonisch gefärbte, rhythmisch durchpulste, fast mit den Händen zu greifende Magie. Wir spüren, dass alle Sinne teilhaben wollen an dem Namenlosen, das hier geschieht. Weil der tonale und rhythmische Informationsaustausch Sekunde für Sekunde so intensiv ist, viel intensiver als durch Sprache oder irgendeine andere Weise der Kommunikation, verschmelzen die Bewusstseinshorizonte. Am besten lässt es sich im Jazz beobachten, wenn die Gruppe frei improvisiert. Hier ist das Bindende am stärksten.

Was würde geschehen, wenn Du die Musik in Deinem Kopf hören könntest? Wenn dir die Rhythmen und Tonfolgen, die alle deine Bewusstseinselemente steuern, hörbar ausgespielt würden? Rilke mag sich das gefragt haben, als er sein Essay “Ur-Geräusch” niederschrieb. 1919 im Palazzo Salis in Soglio brachte er es zu Papier: “In dem oft so eigentümlich wachen und auffordernden Lichte der Kerze war mir soeben die Kronennaht ganz auffallend sichtbar geworden, und schon wusste ich auch, woran sie mich erinnerte: an eine jener unvergessenen Spuren, wie sie einmal durch die Spitze einer Borste in eine kleine Wachsrolle eingeritzt worden waren!” Rilke betrachtete einen menschlichen Schädel, der zum Zweck anatomischer  Studien auf seinem Schreibtisch stand. Dessen Kronennaht (Kreuznaht, anatomisch die Naht welche die Scheitelbeine gegen vorn mit dem Stirnband verbindet) erinnerte ihn an die zittrige Spur in der Wachsschicht des ersten Phonographen, an dem er als Junge in der Physikstunde mitgebastelt hatte. Die dort erstmals gehörte Sonifikation seiner oszillographisch eingravierten Stimme war zweifellos eine prägende Erfahrung. Denn er fragte sich - ja es verfolgte ihn jahrelang - was geschehen würde, wenn die Nadel des Grammophons statt einer Tonaufnahme diese Schädelnaht abtasten würde.



“Was wird mir nun immer wieder innerlich vorgeschlagen? Es ist dieses: Die Kronen-Naht des Schädels hat … eine gewisse Ähnlichkeit mit der dicht gewundenen Linie, die der Stift eines Phonographen in den empfangenden rotierenden Zylinder des Apparats eingräbt. Wie nun, wenn man diesen Stift täuschte und ihn, wo er zurückzuleiten hat, über eine Spur lenkte, die nicht aus der graphischen Übersetzung eines Tones stammte, sondern ein an sich natürlich Bestehendes –, gut: sprechen wir es nur aus: eben die Kronennaht wäre –: Was würde geschehen? Ein Ton müsste entstehen, eine Ton-Folge, eine Musik … Gefühle –, welche? Ungläubigkeit, Scheu, Furcht, Ehrfurcht –: ja, welches nur von allen hier möglichen Gefühlen verhindert mich, einen Namen vorzuschlagen für das Ur-Geräusch, welches da zur Welt kommen sollte …
Dieses für einen Augenblick hingestellt: was für irgendwo vorkommende Linien möchte man da nicht unterschieben und auf die Probe stellen? Welche Kontur nicht gewissermaßen auf diese Weise zu Ende ziehen, um sie dann, verwandelt, in einem anderen Sinnes-Bereich herandringen zu fühlen?”

In genau dieser erwartungsvoll-neugierigen Gemütslage unterschieben wir nun, hundert Jahre später, nicht die Kronennaht des Totenschädels, sondern die lebendige “dicht gewundene Linie” des Elektroenzephalogramms dem “Stift des Phonographen”, der - wie könnte es anders sein - heute durch weit raffiniertere Instrumente und Algorithmen ersetzt ist, um als quasi musikalische Klangfolge die chaotisch-rhythmische Ur-Botschaft des lebendigen Gehirns hinüberzubringen in den auditorischen Sinnesbereich, also abzuhören, und sie so umgehend zurück zu koppeln in die Quellgebiete des Bewusstseins in ein und derselben Person, um zu erfahren, was dann geschieht. Diese Ur-Schleife hat es in sich. Rilke hätte sich dafür gewiss ungemein interessiert.

Wir möchten nichts verraten und nicht spekulieren, was dann geschieht. Das solltest Du schon selber probieren und erfahren dürfen. Auf jeden Fall hast Du so etwas Persönliches, so etwa Ur-Eigenes noch nie gehört. Komm zu uns, lass uns Dein “Ur-Geräusch”, dem Rilke keinen Namen zu geben wagte, mit den heutigen Mitteln herstellen und erfahre dessen Wirkung an Dir selbst.

Weiter unten im Text liess Rilke durchblicken, wie stark das wirken kann, wenn er eine Beraterin zitiert, die ausrief, “diese wunderbare, zugleich einsetzende Befähigung und Leistung der Sinne sei doch nichts anderes, als Geistesgegenwart und Gnade der Liebe.” Für Rilke, der sehr unter Widersprüchen und Einseitigkeiten litt, war dieser Versuch aus der Physikstunde das ultimative Experiment, der Schlüssel zur ersehnten Überwindung der Spaltung und Abkabselung, der in der Wiedereingliederung (Re-Integration) aller Sinne liegt. Geben wir ihm, dem Feinsinnigsten unter den Poeten, das letzte Wort: “Sieht man sich aber nun nach einem Mittel um, unter so seltsam abgetrennten Bereichen die schliesslich dringende Verbindung herzustellen, was könnte versprechender sein als jener, in den ersten Seiten dieser Erinnerung angeratene Versuch?”

Willst du dein Ur-Geräusch hören, ruf hier an:

Gratis Info Tel. Schweiz 044 715 54 27 oder bruno.fricker@spectralab.ch

Sunday, September 8, 2013

Interface



Buchbesprechung von Klaus Bartels:

„Tanzen statt surfen“ - ein neuer Sammelband des Kilchberger Internet-Physikers

Das Abc von Alpha bis Omega, von A bis Z, der Buchdruck und nun das World Wide Web: das sind ingeniöse, folgenreiche Revolutionen unserer Kommunikation, und wir sind staunende Zeitzeugen der jüngsten. Der Internet-Physiker Bruno Fricker hat sie von Anfang an mit wachem Blick und kritischem Urteil beobachtet und wie früher im „Gemeindeblatt“, so jetzt im „Kilchberger“ stetig begleitet, und soeben ist eine neue, vierte Sammlung seiner Kolumnen erschienen. „Tanzen statt surfen“ hat er sie betitelt; er meint: Man müsse sich auch im Internet als ein guter Tänzer bewähren, auch im Internet zu „führen“ verstehen.

Ja, „verstehen“, aber dazu braucht es einigen Einblick. „Benutzeroberfläche“: Das ist das so nüchtern wie treffend benannte Gesicht oder vielmehr die Maske, die diese digitale Computer- und Internetwelt uns allenthalben zeigt; der gewöhnliche „User“ schaut da obendrauf, aber nicht hinein, geschweige denn hindurch. Gut, dass der Kenner Bruno Fricker hier unter der Rubrik „Computerwelten“ allmonatlich etwas aus der Schule, aus der Werkstatt seines „SPECTRALAB“ plaudert: Da öffnet er mit seiner schmalen Spalte einen kleinen Spalt im Vorhang; da lädt er seine Leser von Mal zu Mal zu einem neuen Blick hinter die Kulissen ein.

Die Sammlung von 51 Beiträgen aus den letzten Jahren präsentiert ein weites Spectrum von hilfreichen Handreichungen des Praktikers bis zu engagierter Gesellschafts- und Internetkritik. Wo da anfangen zu lesen? Die Nr. 1 „Vom Dreibein zum Smartphone“ blickt zurück in die – kurze – Geschichte, der „Hochfrequenzhandel“ glossiert ironisch den zehntelsekundenschnellen, billionendollarschweren Börsenhandel, und Beiträge wie „Watt ihr Volt“ oder „Kreiss-Chat“ reizen die Neugier. Wer unter „Quo vadis Microsoft“ nachliest, darf sich freuen, dass wenigstens die im Format Alphabeta geschriebenen Dateien seit fast drei Jahrtausenden lesbar geblieben sind ... Zwischendurch ist unter dem Titel „PC-Physiker“ ein kleines Selbstporträt des unermüdlichen Helfers in der Not hineingeheimnist, und mit der Wahl des klassischen Schrifttyps „Garamond“ erweist der Autor sich nebenbei als feiner Typograph.

Wer in dem Band von einem zum anderen surft (ja, das geht auch in Büchern!), mag sich staunend – und schaudernd – vergegenwärtigen, auf welche unglaublichen, unheimlichen Zauberkünste wir uns mit dieser jüngsten buchstäblich „umwälzenden“ Revolution eingelassen haben. O Prismata, o Tempora! Bruno Fricker begrüsst die unerhörten Zukunftschancen, die das junge Internet uns bietet. Hoffen wir mit ihm und für die Enkelschar, der er sein Buch gewidmet hat, dass wir uns in diesem weltweiten Netz nicht verstricken, sondern in diesem wirbelnden Tanz mit den rasenden Nullen und Einsen die Führung behalten – oder sagen wir: bekommen!

Klaus Bartels
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Bruno Fricker, Tanzen statt surfen. Kolumnen aus dem Internet, Books on Demand, Norderstedt (D) 2013, 119 Seiten, zu beziehen über jede Buchhandlung
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Klaus Bartels hat in seiner Buchbesprechung (siehe oben) das Interface ins Zentrum gerückt, die Benutzeroberfläche dieser Computer, auf die der Mensch (zit.) obendrauf schaut, aber nicht hinein, geschweige denn hindurch. Ich habe in der letzten Kolumne das Ego-Pad skizziert, das möglicherweise eines nicht allzu fernen Tages bewusst wird und sich damit selbst adaptiert und optimiert, was nichts anderes bedeutet, als dass es, auf Grund seines aktuellen Zustandsbilds der Umwelt, auf seinem inneren Interface die Regler und Schaltflächen autonom bedienen wird. Nun geistert ein dritter Text von Thomas Metzinger in diese Runde, worin der Bewusstseins-Philosoph konstatiert, dass unser Selbstmodell transparent ist. Wir sehen als selbstbewusste Wesen ein Abbild der Welt, in der wir uns als Subjekte bewegen, in der wir beobachten und handeln. Aber wir sehen (normalerweise) jenes Interface nicht, das uns diese Erkenntnisse herbeischafft und zielführenden Aktionen ermöglicht. Wir sehen nicht das Fensterglas, sondern den Vogel, der vorbeifliegt. Ein Pianist, der im Wechselspiel mit einem grossen Orchester ein Klavierkonzert meistert, kann dies mit geschlossenen Augen tun, obgleich seine Finger die 88 Tasten kunstvoll bearbeiten. Wir beobachten und manipulieren das Abbild der Welt, wie es uns erscheint, aber wir bemerken die innere Benutzeroberfläche nicht, auf der wir spielen. Folglich ist es entscheidend, wie ein Maschinen-Interface gestaltet ist, dass es ich nicht wie ein Hindernis zwischen dem Anwender und der Anwendung steht. Wir möchten, dass sich das Interface wie eine dritte Hand bedienen lässt, dass es sich unbewusst in das Körperschema einfügt. Wir möchten, dass die Computer für uns arbeiten und wir Prozesse steuern weit jenseits der Benutzeroberfläche, die wir doch eher ins Pfefferland wünschen. Deshalb war Steven Jobs ein Genie, weil er das ungeheuer leistungsfähige Helferlein (iPhone) mit menschenfreundlichen Gesten bedienbar machte, und darum glaubt Ballmers Microsoft die Kacheloberfläche so hartnäckig verteidigen zu müssen, obgleich wir lieber mit Tastatur und 2Knopf-Maus bis an unser Lebensende weiterfahren möchten. Der Wettbewerb um die beste Benutzeroberfläche ist entbrannt, weil wir sie nicht mehr wahrnehmen möchten. Der Mensch denkt und der Computer lenkt, und die beste Verbindung schafft ein unsichtbares Interface.
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Klaus Bartels auf Wikipedia (Link)
Thomas Metzinger auf Scholarpedia (Link)





Saturday, August 17, 2013

Ego-Pad


Quelle: Mickey Mouse

 
Die künstliche Intelligenz durch globale Vernetzung und lokale Rechenkapazität, die mir in meiner Hand zur Verfügung steht, hat eine beispiellose Entwicklungsstufe erreicht. Samsung beispielweise stellt den Life companion her, was man als lebendigen Begleiter, Ratgeber, Gehilfe verstehen muss. Das smarte Pad heisst Galaxy S4 in Anlehnung an den Kosmos. Tatsächlich haben seine Bestückung mit Milliarden Transistoren und sein Rückhalt im allwissenden Internet kosmische Dimensionen erreicht. Es überwacht unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Es reagiert auf Blickkontakt und Gesten berührungslos. Dank seiner raffinierten Sensorik weiss es weit mehr über uns und unsere Umgebung, als wir selbst. Und dies ist nur der Anfang einer emergenten Entwicklung, die so rasant ist, dass jetzt wieder ein neues Zeitalter anbricht. Das treue, hilfsbereite und intelligente Helferlein von Daniel Düsentrieb, das mit seinem Glühbirnenkopf meine Fantasie als Kind beflügelte, ist im heutigen Smartphone Tatsache geworden! Allen Ernstes werden unsere Kinder beantworten, ob und wann es möglich sein wird, dass ihre Pads Gefühle haben, ob sie Freude empfinden können und Beschwerden, ob sie sich selber reparieren können, wie es auch das Helferlein konnte, ob sie uns gar zu lebendigen Partnern werden. Es stellt sich immer deutlicher die Frage, ob Bewusstsein technisch machbar ist.[1]

Experten auf diesem Gebiet konstatieren, dass es den Geist in der Flasche nicht nur im Märchen, sondern, sehr bald, auch in der Maschine geben wird. Und das müssen wir uns so vorstellen: Smartphones erfassen die Zeit und den Geostandort, besitzen die Karte ihres Umfelds samt darin enthaltener wirtschaftlicher und kultureller Tätigkeit, Verkehrsfluss und Nachbarschaftsbeziehungen zu andern Smartphones (bzw. deren Träger). Es fotografiert, Gesichter, und erkennt mittels Face-Tagging sogleich mit wem es zu tun hat. Es weiss, wie es selbst im Raum gerichtet und bewegt wird, wie nah sein Besitzer ist, ob er sich mit dem Gerät beschäftigt, oder ob er es gerade nicht beachtet. Es erkennt immer mehr von dessen Körperfunktionen (es gibt Apps zur Schlafverbesserung und zur Trainingsoptimierung). Es greift jederzeit auf das Internet zu und kann Barcodes, Gegenstände, Geräusche, Melodien und Sprache erkennen. Es kann seine Befunde mit vielen andern vergleichen. Kurz es verfügt über ein Modell der Welt. Es kann Schlüsse ziehen, intelligente Entscheidungen fällen und sich in der Welt bewegen. Dieses Bild wird noch komplexer, es berücksichtigt die Vergangenheit und antizipiert die Zukunft (Wetter App, News), es wird immer konsequenter versuchen, seine Maschinerie selber zu optimieren. Beim Menschen ist das die Homöostase des Vegetativums. Bei der Maschine entsteht eine symbolische Ebene der Selbstregulierung, die sich auch evolutionär selbst organisiert im Rahmen wachsender Rechenkapazität. Die Umwelt wird 1:1 in eine entsprechende Innenwelt abgebildet. Lässt das Abbild nichts mehr zu wünschen übrig – ja es gibt bald Autos, die ihren Weg im Verkehr selber finden und besser fahren werden als ihre Käufer, und es gibt (leider) zuhauf die ethisch entfesselten maschinellen Börsenspekulanten, die unsere Finanzindustrie an den Abgrund treiben – und erreicht es eine Komplexität nach menschlichem Mass, wir auch für das Gerät seine eigene Maschinerie durchsichtig. Es wird zum Träger einer Welt, seiner Welt, die alles andere als autistisch ist, denn es war ja einst und immer noch ein Telefon! Wie einst das Helferlein wird es dann zum lebendigen Wesen und Gegenüber. Nichts kann uns daran hindern, zu vermuten, dass auch es ein Bewusstsein besitzt. Für den jugendliche Menschen, der schon heute das Handy nicht mehr aus der Hand gibt und immerdar vor der Nase herumträgt, wird das künstliche Ego-Phone zum massgeblichen Kameraden und unverzichtbaren Coach, der seine Stimme versteht, simultan hin und her übersetzt und auf Fragen selbst antwortet.

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[1] Thomas Metzinger: Der EGO-Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. Berliner Taschebuch Verlag, 2010, 378 S.

Sunday, January 16, 2011

Wege zur Stille


Schon vor 6 Jahren habe ich Tinnitus, an dem jede(r) Fünfte leidet, in dieser Kolumne behandelt. Nun hat sich in bemerkenswerten Forschungsergebnissen erhärtet, dass uns Tinnitus im Kopf (und nicht im Ohr) plagt. Zwar kann eine Innenohrschwäche den Anfang machen. Werden Tonfrequenzen kaum mehr wahrgenommen, entsteht oft ein Tinnitus an derselben Frequenz. Die beteiligten Hirnareale können mit modernsten bildgebenden Messungen identifiziert werden. Zugelassene Tinnitusmedikamente gibt es bislang nicht. Dem komplexen Leiden im elektrischen Netzwerk des Gehirns versucht man mit magnetischen Stimulatoren habhaft zu werden. TMS, transkranielle Magnetstimulation, steckt aber noch in den Anfängen. Solide Heilung erfährt man zu Hause durch regelmässiges Hören der eigenen Lieblingsmusik. Diese ist etwas verfremdet, die Tinnitusfrequenzen müssen aus dem Tonspektrum des Stücks ausgeblendet werden. Es werden die „guten“ Frequenzen aktiviert und die „bösen“ unterdrückt, herausgefiltert. Notched music heisst das in Neudeutsch. Nach sechs Monaten regelmässigen Hörens dieser individuell angepassten Musik sind die Erfolge spürbar. Dass es lange dauert, ist von Vorteil, denn die neuroplastische Umorganisation wird so nachhaltig eintrainiert. Es stellt sich eine subjektive Tinnitusminderung ein, die auch messtechnisch nachweisbar ist. Demnach kann der Tinnitus auf demselben Weg bekämpft werden, auf dem er entstanden ist. Ermöglicht wird dies durch die Plastizität der Hirnorganisation. Bemerkenswert ist nicht nur das Verfahren an sich, sondern der Paradigmenwechsel in der universitären Medizin. Nun wird die Tatsache anerkannt, dass wiederholte akustische Reize das Hirnnetzwerk nachhaltig verändern können, mit phänomenalen Heileffekten. An dieser Einsicht hat Alfred A. Tomatis zeitlebens gearbeitet - seine Ideen wurden von der Medizin abgelehnt, da sie „wissenschaftlich nicht haltbar“ seien. Heute hat sich das Blatt gewendet. Die Heilung von Tinnitus - vor 6 Jahren ein Ding der Unmöglichkeit - ist in Reichweite.

Wie Migräne ist Tinnitus in den meisten Fällen ein (harmloses) Leiden mit einer enormen psychologischen Wechselwirkung. Wie jenes ist auch Tinnitus im Zentrum (funktionell) verankert und wird oft peripher (organisch) ausgelöst. Wie jenes stehen die Belästigungen in scheinbar paradoxer Beziehung zum Allgemeinzustand (Tinnitus kommt, wenn man sich entspannt).

Oft ist bei den Tinnitusfrequenzen auch eine Hörschwäche messbar. Um dies zu verstehen, stellen Sie sich vor, was passiert, wenn altersbedingt die Hörbarkeit der hohen Töne abnimmt. Diesem ganz gewöhnlichen Alterungsvorgang versucht das Hirn entgegenzuwirken, indem es den inneren Verstärker so umprogrammiert, dass die betroffenen Töne gleich laut wahrgenommen werden. Durch die höhere Verstärkung wird aber auch das cochleare Körpergeräusch bei diesen Tonlagen vernehmbar, ganz ähnlich, wie wenn man die hohen Lagen eines Verstärkers so weit aufdreht, bis sein Grundrauschen ertönt. Gleichzeitig wird die Dynamik verkleinert, denn der Verstärker ist bei höherer Verstärkung schneller am Anschlag, wo das Signal nicht mehr lauter werden kann, sondern verzerrt. Ein störendes Grundrauschen bei gleichzeitig geringerer Dynamik in den höheren Lagen - dies ist Alterstinnitus. Schwer verständlich ist dies eigentlich nicht.

Warum geht es in der Medizin manchmal so lang, bis man die einfachen Phänomene durchschaut? Und adäquatere Behandlungsformen findet? Die "gezielte Beschallung" mit Bandstopp-Filtern, die nun als neue Erkenntnis gepriesen wird, hat Alfred A. Tomatis vor 10 und mehr Jahren publiziert, und damit seine jahrzehntelange empirische Forschungstätigkeit zusammenfasst. Er war ein selbständig denkender Aussenseiter und hat als praktizierender Arzt geforscht. Er wurde von der Medizin verlacht, nicht ernst genommen und noch heute nicht zitiert.

Die folgenden Schemata sollen nochmals veranschaulichen, wie einfach doch alles zu verstehen ist:Fig. 1: Das junge Gehör verstärkt im ganzen Hörbereich (bis zur schwarzen Linie) so, dass das organische Grundrauschen (blau) unter der Wahnehmungsschwelle (Linie gelb gestrichelt) liegt. Der junge Mensch hört nur, was von aussen kommt.
Fig. 2: Das breitbandige Gehör (20 - 20'000 Hz) erleidet im Alter bei hohen Frequenzen einen zunehmende Hörschwäche, organisch bedingt. Die Dynamik (Abstand der maximalen Aussteuerung zum organischen Grundrauschen) nimmt dem entsprechend ab.Fig. 3: Selbstverständlich kompensiert das Gehör, indem es die cochlearen Bereiche afferent umso eher verstärkt, je schwächer das Ohr den Schall in Nervenimpulse umzuwandeln vermag. Das Grundrauschen wird entsprechend verstärkt in diesen gestörten Frequenzbereichen. Es liegt dort über der Hörschelle und wird als Tinnitus wahrgenommen. In diesem Fall ist es ein Cluster bestehend aus vielen hohen und höchsten Frequenzen, das sich wie eine Art Sieden anhört. Diese Hörstörung ist im Alter weit verbreitet.

Quelle: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1056345

Thursday, October 7, 2010

Das Hirn ist kein Computer

Puls vom 27.09.2010
Der Film über Psychofonie beginnt bei Minute 8:30 (Glider nach rechts vorschieben)

„Das Hirn ist kein Computer – es arbeitet wie ein Herz, nämlich rhythmisch“, sagte Daniel Jeanmonod, Neurochirurg am Universitätsspital-Zürich. In der Tat leiden in der Schweiz gegen 20000 Menschen an Rhythmusstörungen im Thalamus, einer walnussähnlichen Formation mitten im Hirn. Winzige Zellgruppen feuern dort dysrhythmisch, nicht im Takt, wodurch sie das riesige Nerven-Orchester des Thalamus empfindlich stören. Zwischen Hirnrinde und Thalamus steigen diese Rhythmusbotschaften auf und ab. Es gibt keine Funktion, die aus dem Hirn kommt, die nicht durch Thalamus-Rhythmen gesteuert ist! Über der Hirnrinde kann das Spiel durch den Schädel hindurch mit oberflächlichen EEG-Elektroden elektrisch abgehört werden. In diesem Orchester mitten im Gehirn sitzen zuweilen auch schlechte Musiker, die für scheinbar so verschiedene Leiden wie chronisch neurogene Schmerzen, Tinnitus, Formen der Epilepsie, Parkinson, Impulsstörungen, alle in heftigster Ausprägung, ursächlich verantwortlich sind. Jeanmonod schaltet sie mit Hitzesonden, neuerdings sogar unblutig mit Schallwellen aus, die aus 1000 Lautsprecherchen von aussen, durch den Schädel hindurch, den Thalamus kubikmillimetergenau treffen. Bemerkenswert ist, dass die Ausschaltung zwar plötzlich erfolgt, die Auflösung der Symptome aber Wochen dauern kann, bis im Thalamus ein neues Konzertprogramm einstudiert ist, das ohne diese störenden Musiker auskommt. Weil damit auch grosse Ängste verbunden sind, wird dieser Heilungsprozess psychotherapeutisch begleitet.

In der Psychofonie benützen wir einen ähnlichen Weg: Wir nehmen das EEG in einem Moment, wo es nicht durch Symptome gestört ist, wenn es dem Patienten gut geht also, und wandeln es in Schallwellen um. Dies geschieht im Labor mit dem Computer, dergestalt, dass eine Notenpartitur entsteht. Die Notenschrift hat sich seit Jahrhunderten für das Musikhören bewährt. Im Computer lassen wir Lieblingsinstrumente des Patienten die Notenlinien spielen und brennen davon einen Hör-CD, fertig ist das Musikament. PULS im SF1 hat neuerdings darüber berichtet (s. Film oben). Mit Psychofonie geht es wie nach der minimal invasiven Hirnoperation: Die Symptome werden immer kleiner, bis sie nach Wochen Hörtraining (sprich Psychotherapie) ganz wegbleiben. Sie verschwinden ganz einfach. Das kann erschrecken, wenn man jahrelang unter schwerster Migräne gelitten und nichts geholfen hat!

Solche Heilmethoden mögen traditionellen neurologischen Paradigmen widersprechen. Auf den zweiten Blick aber entsprechen Sie einem neueren Verständnis komplexer Natur, die auch im Hirn immer nach neuen Fliessgleichgewichten strebt. Die damit befasste Synergetik wurde von den besten Köpfen der Naturwissenschaft längst entdeckt. Es gibt, wie sie fanden, keinen Dirigenten, der im Thalamus den Taktstock schwingt, es ist das Ensemble selbst, das aus sich heraus das Wunder lebendiger Musik hervorbringt. In selbstähnlicher Entsprechung hebt die vielfach grössere Hirnrinde ebenso zu schwingen an. Es ist ein anerkanntes Todeszeichen, dass dieses EEG-Schwingen versiegt. Achtsame Menschen wissen, dass sie im Innersten Musik sind, so wie auch die Planeten und die Sterne singen. Die Heilung liegt im Wiederfinden der je eigenen Musik. Wenn jemand sagt, ich brauche keine Psychofonie, ich habe meine Musik, die mir hilft, Trost, Ruhe, Erholung, Schmerzlosigkeit und Heilung zu finden, antworte ich, das glaube ich Ihnen. Fahren Sie damit fort. Doch viele Menschen glauben nicht an die Kraft der richtigen Musik, oder wissen nicht, welche Musik für sie die Beste ist. Ihnen allen steht nun die Psychofonie zu Dienste. Seit 15 Jahren haben wir einen Weg erprobt, über welchen das wirksame Musikament individuell hergestellt werden kann, aus einem einzigen perönlichen EEG. Wir wissen aus Studien und Erhebungen, wovon wir sprechen. Für Menschen, die ihre eigene Psychofonie bekommen, ist es eine Art "nach Hause kommen", wenn sie es hören. Sie dürfen festhalten: So tönt mein Hirn, wenn es mir gut geht. Das wirkt! Wie sehr es wirkt, zeigt die neueste Studie im Originalartikel von Bruno Fricker und Burkhardt Seifert: Langzeiterfolge mit Psychofonie - Schmerzlinderung und Entspannung durch EEG-basierte Klangfolgen. Die schweizerische Arzt- & Spitalrevue, Nr. 1-2, 2010, S.48-50. (Link)
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Irène Dietschi: Operieren ohne Skalpell, Gehirnoperationen mit Ultraschall, 21. Juni 2009, NZZ am Sonntag (Link)
Daniel Jeanmonod: Hirnrhythmen in Gesundheit und Krankheit. Psychofonie-Symposium. 2001 (Link)
György Buzsáki: Rhythms of the Brain. Oxford University Press, 2006, 448 p.